Historie - Chronik
Nachfolgend erhalten Sie einen detailierten Einblick in die eindrucksvolle und langjährige Historie der Löschgruppe Remlingrade.
Die Texte wurden in sorgfältiger Arbeit und mühevoller Recherche von Manfred Hollberg zusammengetragen.
Wir bedanken uns recht herzlich für den Einsatz unseres Kameraden.
Anno 1887 Geburt von Friedrich Möhler; von 1920 bis 1952 Hauptlehrer der Dorfschule Remlingrade, hat sich als Heimatforscher und Chronist um die Stadt Radevormwald verdient gemacht. Nachdem auch in den umliegenden Ortschaften bereits Feuerlöscheinheiten gegründet wurden, sahen auch die Remlingrader die Notwendigkeit zur Gründung einer Feuerwehr.
Anno 1888 Im Jahre 1888 war es soweit. Eine Feuerwehr wurde ins Leben gerufen.
Einige Namen der Gründer sind noch bekannt: Es waren
- Albert Holberg
- Karl Regeniter
- Ewald Goos
- Ewald Holberg
Zuerst wurden Ledereimer angeschafft, die bei einem Einsatz von Hand zu Hand gereicht
wurden, um Löschwasser zur Brandstelle zu bekommen.
Anno 1889 Die Löschmethode mit den Ledereimern war sehr Zeitaufwendig, deshalb kam schon im folgendem Jahr eine Handspritze zur Ausrüstung hinzu. Diese wurde auf einem Wagen montiert, welcher von einem Pferd zur Einsatzstelle gezogen wurde. Da sehr viele Mitglieder Landwirte waren, wurden aus deren Reihen das Zugpferd gestellt. Diese Anschaffung war für die Remlingrader Wehr sehr wichtig, hatte doch Ihre Schlagkraft beträchtlich zugenommen. In der Ecke zwischen Kirche und Turm wurde ein Schuppen aus Brettern erreichtet, in welchen der Pumpenwagen untergebracht wurde. Dieses Spritzenhaus tat bis 1914 seinen Dienst.
Bild der Feuerwehr Remlingrade um ca. 1900. Foto: privat
Anno 1909 In diesem Jahr feierte die Feuerwehr ein Feuerwehrfest, bei dem ein Trommlercorps mitwirkte, das einige Jahre vorher gegründet wurde.
Anno 1914 Das Spritzenhaus an der Kirche musste nun durch ein neues ersetzt werden. Der damalige Brandmeister der Gruppe, Kamerad Ewald Holberg, stellte der Feuerwehr ein Stück Land am Wege nach Brebach zur Verfügung, auf dem die Stadt Radevormwald ein neues massives Gerätehaus errichtete.
Der 1. Weltkrieg brach aus und die meisten aktiven Kameraden zogen für Gott und Vaterland in den Krieg.
Folgende Kameraden sahen die Heimat nicht mehr wieder:
- Adolf Hofmeister
- Willy Müller
- Ernst Rüggeberg
- August Rüsing
- Walter Schäfer
- Ewald Wellershaus
Anno 1918 Während der Kriegszeit kam das Leben in der Remlingrader Feuerwehr fast ganz zum Erliegen. Als der Krieg vorbei war und sich das ganze Leben wieder normalisierte wurde auch die Feuerwehr wieder aktiviert. Die aus dem Krieg zurückgekehrten Kameraden nahmen den ehrenamtlichen Dienst wieder auf. Es wurden neue Mitglieder aufgenommen und man ging daran das Trommlercorps wieder aufzubauen.
Anno 1919 In der Gründungsversammlung am 30.03.1919 wurde ein neues Trommler- und Pfeifercorps gegründet. Die Kameraden Ewald Rüggeberg, Karl Rittinghaus und Wilhelm Giesik fungierten als Pfeifer, die Kameraden Erich Holberg, und Karl Rüsing als Trommler. Später machte sich dieses Trommlercorps mit Unterstützung der Feuerwehr selbständig und hat noch bis zum beginn des 2. Weltkrieges 1939 bestanden.
Anno 1928 Am 9. und 10. Juni 1928 feierte die Feuerwehr Remlingrade aus Anlass Ihres 40 jährigen Bestehens unter Brandmeister Ewald Holberg ein großes Feuerwehrfest. Auch schon damals bestand eine akute Geldnot. Doch unsere Vorfahren wussten sich zu helfen: Um die Kosten für ein geliehenes Zelt zu sparen, wurde das Festzelt aus Brettern selbst errichtet. Nach dem Fest wurden diese Bretter wieder verkauft.
Anno 1930 Am 17.Mai 1930 kam ein großer Tag für die Remlingrader Wehrleute. Zusammen mit der Lenneper Feuerwehrkappelle und dem Trommlercorps holte man in Spreelermühle eine neue Motorspritze ab, welche vom Erlös des Festes 1928 angeschafft wurde. Bürgermeister Schomburg und Branddirektor Rocholl waren gekommen um der Löschgruppe Remlingrade die neue Motorspritze zu übergeben. (bezahlt haben aber die Kameraden vom Erlös des Jubiläumsfestes, auch damals schmückte man sich schon mit fremden Federn)Damit war die Feuerwehr in Remlingrade so ausgerüstet, wie sie es sich schon lange wünschte.
Bild mit der neuen Motorspritze, die von dem Erlös des Festes 1928 angeschafft wurde. Foto: privat
Anno 1934 Auch die Feuerwehr bekam die Neue Gesinnung zu spüren. Durch Gleichschaltung mit der Polizei 1933 waren auch polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen. Die Feuerwehr wurde fortan reichseinheitlich als öffentliche Organisation geführt. Die Übungen wurden nach militärischem Vorbild, auch mit Gleichschritt usw. abgehalten.Im Jahre 1934 wurden die Löschgruppen Remlingrade, Önkfeld und Landwehr zu einem Löschzug zusammen gelegt. Brandmeister Ewald Holberg wurde zum Oberbrandmeister befördert und Zugführer dieser Gruppen. Brandmeister und Gruppenführer der Löschgruppe Remlingrade wurde Karl Rittinghaus.
Anno 1939 Und wieder begann ein unsäglicher Krieg, der bis 1945 dauern sollte und der Welt
mehrere Millionen Menschenleben kostete.
Die Feuerwehr Remlingrade hatte das Leben der Kameraden
- Robert Dahm
- Ewald Enneper
- Fritz Halbach
- Willi Steinberg
- Eugen Wellershaus
zu beklagen, Sie zogen ins Feld und sahen die Heimat nicht wieder. Nach dem Krieg wurde die Feuerwehr Remlingrade neu aufgebaut und man kaufte mit Unterstützung der Stadt Radevormwald und einiger befreundeter Firmen einen PKW Adler-Diplomat, 6-Sitzer, der in eigener Regie zu einem Gerätewagen umgebaut wurde. Die beiden hinteren Sitzreihen wurden ausgebaut, dafür wurde die alte Motorspritze eingeschoben. Wo früher das Klappverdeck war, wurde eine Schlauchhaspel verlastet. Nun war die Gruppe endlich motorisiert, auch wenn die meistem Feuerwehrleute auf den Trittbrettern standen, oder hinterherlaufen mussten. Über den Benzinverbrauch sollte man besser nicht nachdenken, aber es waren ja noch andere Zeiten.
Gruppenbild mit dem "Adler-Diplomat", der zu einem Gerätewagen umgebaut wurde. Foto: privat
Anno 1959 Im Zuge der Verkleinerung der einzelnen Löschgruppen wurden die Gruppen Remlingrade und Herkingrade zum Löschzug 3 unter der Führung von Brandmeister Michel Rauch zusammen gelegt. Das Vereinsleben der einzelnen Gruppen blieb jedoch davon unberührt. Mit ausscheiden von Brandmeister Rauch aus dem aktiven Dienst schlief diese Zugbildung langsam ein.
Anno 1963 Vom 25. bis 27.Mai 1963 feierte die Löschgruppe Remlingrade unter Brandmeister Arnold Rüsing ihr 75 jähriges Bestehen. Ein großes, ca. 800 Mann fassendes Festzelt wurde eigens zu diesem Zweck errichtet. Musikalisch wurde das Fest vom Polizei Musikcorps Wuppertal mit gestaltet. Für Unterhaltung sorgten am Festabend die eigenen Kameraden. Ein Ochse musste sein Leben lassen um am Spieß gegart zu werden, damit die zahlreichen Gäste richtig satt wurden. Zum Kauf des „Ossen“ wurde von den Kameraden bei jeder Versammlung ein „Ossentaler“ entrichtet, von diesem zusammengesparten Geld konnte dann der Ochse gekauft werden. Einige können sich vielleicht noch daran erinnern.
Anno 1965 In diesem Jahr konnte für die Gruppe Remlingrade ein gebrauchtes Löschfahrzeug LF 8 erworben werden. Das alte Gerätehaus musste ungebaut werden, so wurde das Dach um ca. 0,5m angehoben.
Das "neue" Löschfahrzeug LF 8, das gebraucht erworben wurde. Foto: privat
Anno 1971 Eigenbau eines Festzeltes in der Größe 20,0 x 10,0 m. Jetzt konnten die Sommerfeste im eigenen Festzelt gefeiert werden.
Am 27. Mai ereignete sich eine Zugkatastrophe in der Nähe des sich damals im Bau befindlich Kläranlage Grunewald. Ein Güterzug aus Rade kommend stieß ungebremst mit dem aus Wuppertal kommenden Triebwagen zusammen. Es verloren 47Menschen bei diesem Unglück ihr Leben, darunter 41 Kinder. Es handelte sich um eine Klassenfahrtt von Schülern aus Radevormwald, die Hälfte eines Jahrganges wurde ausgelöscht. Die Löschgruppe Remlingrade war mit 9 Mann im Einsatz. Es mussten Leichen geborgen und Schwerstverletzte aus den Wracks gerettet werden. Zu der Zeit gab es noch keine geistliche- oder psychische Hilfe für die vom Einsatz zurückkommenden Kräfte. Jeder musste selbst sehen wie Er damit zurecht kam. Manchem Kameraden liefen die Ereignisse noch nach Jahrzehnten über die Bettdecke.
Anno 1972 Am 25.8.72 brannte das Wohnhaus von Familie Thielker im Pastoratshof vollständig ab. Durch die starke Rauchentwicklung bedingt, konnte das 1-jährige Kind nicht mehr gerettet werden. Die Löschgruppe Remlingrade war zu dieser Zeit noch nicht mit Atemschutzgeräten ausgerüstet, sonst hätte vielleicht die Möglichkeit zur Rettung bestanden.
Anno 1978 Das Sommerfest, gefeiert mit dem Posaunenchor Remlingrade, stand ganz im Zeichen der „Aktion Sorgenkind“. Dieses Sommerfest bleibt wohl in bleibender Erinnerung, da der Gesamterlös der „Aktion Sorgenkind“ zur Verfügung gestellt wurde. Hierdurch konnte wieder einmal vom Leben benachteiligten Kindern ein bisschen Sonnenschein durch die Löschgruppe Remlingrade in Ihr Leben gebracht werden. (Tue Gutes und rede darüber).
Noch im gleichen Jahr brannte der Stall des Kameraden Walter Holberg mit dem gesamten Heuvorrat ab. Dank des schnellen Eingreifens der Wehr konnte das Wohnhaus gerettet werden. Da das alte Feuerwehrhaus klein und feucht war, bemühte sich die Gruppe bei der Stadt Radevormwald um ein neues Gerätehaus. Es wurden verschiedene Anträge bei der Stadt gestellt, bis ein geeigneter Platz auf dem ehemaligen Schulhof der alten Dorfschule gefunden wurde. Es dauerte noch bis 1978 bis die Mittel bewilligt wurden. Die Baugenehmigung wurde noch im gleichem Jahr erteilt.
Anno 1979 Im Frühjahr wurde mit dem Bau des Gerätehauses begonnen. Der komplette Bau, einschl. Architektenleistung und der Vermessungen, wurde von der Gruppe in eigener Regie und ehrenamtlich erstellt. Das Gerätehaus konnte wegen der besonderen Leistung der Löschgruppe für nur 38.000.- DM fertiggestellt werden. Die Wehrmänner investierten runde 1.600 Arbeitsstunden.
Anno 1980 Am 12.Januar 1980 wurde das neue Gerätehaus offiziell eingeweiht und im Beisein von Vertretern aus Rat und Verwaltung seiner Bestimmung übergeben.
Das Jahr 1980 war für die Gruppe ein ausgesprochenes Glücksjahr. Am 17. August wurde der Gruppe zum erstenmal in der fast 100-jährigen Geschichte ein fabrikneues TSF durch den damaligen Stadtbrandmeister Gert Pfeifer übergeben. Jetzt war die Gruppe optimal ausgerüstet.
Übergabe des fabrikneuen TSF durch den damaligen Stadtbrandmeister Gerd Pfeifer. Foto: privat
Aber das alte Löschfahrzeug musste noch einmal seine Einsatzstärke beweisen. Am 6.Juni brannte das unter Denkmalschutz stehende Alte Pfarrhaus in Pastoratshof . Durch die Schweißarbeiten im Dachgeschoss entstandene Feuer brannte das Dachgeschoss des gerade nach den Vorschriften des Denkmalschutzes sanierte Pfarrhaus vollständig aus. Der zerstörte Dachstuhl und der Wasserschaden ließen einen Wideraufbau nicht sinnvoll erscheinen. So kam Remlingrade zu einem neuen, modernen Pfarrhaus.
Anno 1988 Vom 27. bis zum 30. Mai feierte die Löschgruppe unter Hauptbrandmeister Manfred Holberg mit ihren zahlreichen Gästen ihr 100-jähriges bestehen. Sage und schreibe über vier Tage ging das Fest. Die Arbeitsschichteinteilung war ganz einfach: Schichtbeginn Freitagnachmittag - Schichtende Montagnacht. Davor musste das Zelt mit allen Nebenbauten bei strahlendem Sonnenschein aufgebaut und noch am Dienstag wieder abgebaut werden. Alle Kameraden und deren Frauen und Freundinnen waren mit Eifer und viel Spaß bei der Sache, so konnte auch dieses Jubiläum unter VOLLER ERFOLG abgehakt werden, auch wenn der Wettergott es während der Feierlichkeiten gar nicht gut mit den Kameraden meinte.
Ansprachen und Aufführungen reicherten das Programm beim 100-jährigen Jubiläum an und sorgten für gute Stimmung. Foto: privat
Zur Belohnung gönnte sich die Löschgruppe eine 4-Tagesfahrt vom 5. bis 9. Oktober nach Wien. Soweit reisten wir als Feuerwehr noch nie. Der Heurige, der Prater, der Besuch des Klosters Melk und noch weiter Besichtigungen hinterließen einen unvergesslichen Eindruck.
Anno 2007 Am18.Januar zog über Deutschland ein furchtbarer Orkan (Kyrill) hinweg und richtete überall schlimme Schäden an. Mann sprach von einem „Jahrhundert-Sturm". Die gesamten Feuerwehren waren stunden-, ja Gebietsweise Tagelang im Einsatz, Auch wir aus Remlingrade.
Anno 2009 Wieder einmal wurde unsere Stadt von einem schweren Unfall heimgesucht. Am 22. September stürzte ein mit mehreren Personen besetzter Linienbus aus ungeklärter Ursache in Dahlhausen an der Einfahrt zum Wuppermarkt eine 20m hohe Böschung hinab in die Wupper. Fünf Menschen ließen hierbei ihr Leben, sieben Passagiere wurden verletzt.
Anno 2013 Die Löschgruppe Remlingrade feiert Ihr 125-jähriges Jubiläum. In der großen Reithalle von Fritz Dijaschtuk feierte die Feuerwache vom 28.-30. Juni ihr 125-jähriges Bestehen. Gleichzeitig wurde auch ein neuer Gruppenführer bekanntgegeben: Dietmar Rittinghaus, ehemaliger Gruppenführer von Remlingrade, gab sein Amt am Wochenende an seinen Neffen Mark Rittinghaus ab. Im Rahmen eines tollen Festes unterstützen der Musikzug der Feuerwehr Radevormwald, der Sielmannszug Halver, die Live-Band "Jokebox", der Posaunenchor Remlingrade und DJ Marc die Veranstaltung. Weitere Höhepunkte waren neben zahlreichen Gratulationen das "Menschenkicker", die Ausstellung historischer Traktoren und die Hüpfburg für die kleinen Gäste.
Anno 2015 Auch die Löschgruppe Remlingrade verschließt sich nicht der Zukunft und präsentiert sich mit einer eigenen Homepage im Internet.